
Beruf und Familie
Ob gemeinsam berufstätig oder nicht: Erwerbstätigkeit und Familienarbeit ist immer eine Herausforderung. Es gibt verschiedene Modelle, wie Erwerbstätigkeit und Familienarbeit aufgeteilt wird: Beide Eltern sind berufstätig, jemand widmet sich ganz der Familienarbeit oder es gibt eine Mischung von Voll- oder Teilzeit. Nicht alle können sich ihre bevorzugte Variante aussuchen; zum Teil bestimmen äussere Gegebenheiten, welche Form gewählt werden muss. Wie auch immer Sie Ihr Leben gestalten, Sie werden Leuten begegnen, die Ihnen die wohlverdiente Achtung entgegenbringen für das, was Sie leisten. Unweigerlich werden Sie aber auch auf Leute treffen, die nicht verstehen, weshalb Sie das eine oder andere Familienmodell leben.
Erwerbstätige Eltern befinden sich oft in einem Spannungsfeld zwischen Beruf und Familie. Verschiedene Welten müssen miteinander vereint werden und dies verlangt eine besonders sorgfältige und regelmässige Organisation und viel Energie. Zudem kommt es vor, dass sich in einer Beziehung die Partner gegenseitig in ihrem Erfolgsdrang verstärken und sich so zusätzlich vom Erwartungsdruck der Öffentlichkeit beeinflussen lassen. Entziehen Sie sich dem sozialen Druck, indem Sie nicht überall dabei sind, nicht darauf achten, was andere über Sie sagen, und überlieferte Rollenmuster und -erwartungen auch mal ignorieren. Klar, das ist einfacher gesagt als getan, doch ein Versuch lohnt sich. Kinder finden viele verschiedene Familienmodelle in Ordnung, egal ob beide Eltern arbeiten, ob nur ein Elternteil da ist, ob andere Leute im gleichen Haushalt leben und mithelfen, etc. Sie sind mit den gegebenen Umständen zufrieden, vorausgesetzt, dass sowohl die ergänzende Familienbetreuung als auch die elterliche Zuwendung zuverlässig, liebevoll und sicher ist. Am allerwichtigsten ist ihnen, Eltern zu haben, die sich in ihrer Rolle wohlfühlen und zufrieden sind.
Bleibt ein Elternteil ganzzeitlich zuhause, stösst man möglicherweise ebenfalls auf gesellschaftliche Vorstellungen, welche die Situation erschweren. In unserem Kulturkreis erhalten Tätigkeiten, welche nach aussen sichtbar sind – wie zum Bei spiel die Arbeit im Büro – oft mehr Wertschätzung als Familienarbeit. Wenn sich derjenige Elternteil, welcher vermehrt «unsichtbare» Leistungen übernimmt, weniger geschätzt und anerkannt fühlt, kann dies zu Unzufriedenheit und Streitigkeiten führen. Familienarbeit und die berufliche Tätigkeit sind aber als gleichwertig zu betrachten; beide Bereiche stellen eine Leistung dar und sind notwendig. Entscheidend ist, dass jede Tätigkeit anerkannt wird, denn die Leistung des einen kann nur aufgrund der Leistung des anderen erbracht werden.
Der Übergang vom Paar zur Familie bedeutet für werdende Eltern ein wichtiger Entwicklungsschritt und ist manchmal ein richtiges Abenteuer. Sie werden lernen und lehren, sich mal irren und mal recht behalten, Erfolge feiern und Misslungenes akzeptieren. Am leichtesten geht dies, wenn Sie realistisch, flexibel und kompromissbereit bleiben. Und verlieren Sie nicht den Humor! Er ist ein wichtiger Begleiter beim Abenteuer «Familiengründung» und rettet über manch anspruchsvollen Moment hinweg. Das Umfeld akzeptiert Ihren Lebensentwurf am besten, wenn Sie unbeirrt, ohne sich zu rechtfertigen, freundlich, konsequent und selbstbewusst Ihren Weg gehen.
Aus dem neuen Elternbrief ELTERN WERDEN, herausgegeben von Pro Juventute, Bereich Bildung und Information, auf Initiative und mit Unterstützung durch die Autorinnen von WENN PAARE UNTERNEHMEN FÜHREN
Autoren und Experten: Klaus-Grawe-Institut für psychologische Therapie, Grossmünsterplatz 1, 8001 Zürich, Telefon: 044 251 24 40, Fax: 044 251 24 60, info@ifpt.ch, www.klaus-grawe-institut.ch
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