Porträt 10. Die Immobilienbewirtschafter und Textiler: Sabine Weisbrod-Steiner und Oliver Weisbrod
Über das Paar
Sabine und Oliver haben sich 1997 während des Studiums an der Universität Zürich kennengelernt. 2001 haben sie geheiratet. Gemeinsam haben sie zwei Söhne und eine Tochter (Jahrgang 2001, 2004, 2006). Sie arbeiten seit 2001 im Unternehmen Weisbrod-Zürrer AG zusammen.
Über das Unternehmen
Die Seidenweberei Weisbrod-Zürrer AG, ein Familienunter-nehmen mit Sitz in Hausen am Albis, wurde 1825 gegründet und beschäftigt heute 24 Mitarbeitende. Das Angebot umfasst Dekorationsstoffe, Damenoberbekleidungsstoffe, Krawattenstoffe und Accessoires wie Schals, Schirme, Taschen. 2011 – nach anhaltenden, sehr schlechten Exportbedingungen – bricht die Auftragslage innert kurzer Zeit ein und auch langjährige treue Kunden wandern für die Produktion in Billiglohnländer ab. Das Unternehmen sieht sich gezwungen, grosse Umstrukturierungen in die Wege zu leiten und die Produktion von hochwertigen, international bekannten und gefragten Textilien einzustellen. 74 von 98 Mitarbeitenden erhalten die Kündigung. Dies ist jedoch nicht das Ende der Weisbrod-Zürrer AG. Das Unternehmen plant eine Vergrösserung des Stoffladens in Hausen am Albis und eine sinnvolle Umnutzung des historischen Fabrikgebäudes und das Paar konzentriert sich in Zukunft auf die Immobilienbewirtschaftung.
Das Führungsduo im Fokus
Sabine und Oliver machen 2012 eine sehr herausfordernde und belastende Zeit durch. Das Traditionsunternehmen steckt in einer der grössten Krisen der Firmengeschichte und Sabine und Oliver arbeiten mit vereinten Kräften, um das Unternehmen aus der Krise herauszuführen. Sabine und Oliver bilden die 6. Generation im Familienunternehmen, und mit ihren drei noch jungen Kindern wächst die 7. Generation heran. Die beiden sind ein harmonisches, gut eingespieltes Paar. Sie haben viele Gemeinsamkeiten: Das Wohl ihrer drei Kinder liegt beiden gleichermassen am Herzen, sie haben das gleiche Studienfach gewählt, zudem sind beide in Ärztefamilien aufgewachsen. „Wir kommen nicht nach Hause und schalten ab von der Firma und reden nichts mehr über die Firma.“ Sabine und Oliver sind geprägt von der Erfahrung, dass ihre eigenen Eltern immer gearbeitet haben und dass zu Hause über die Arbeit gesprochen wurde.
Die beiden Quereinsteiger ergänzen und unterstützen sich fachlich und persönlich. In dieser schwierigen Zeit seien sie froh um ihr Arbeits- und Lebensmodell: „Wir hatten enorme Spitzenzeiten, eine Menge Belastungen. Wenn man die alleine tragen müsste, das wäre kaum möglich. Da würde man eher daran zerbrechen, innerlich und energiemässig.“ Die psychische und die physische Belastung waren beziehungsweise sind immer noch sehr hoch: Sabine und Oliver bewältigten einerseits fachliche Aufgaben wie das Erstellen eines Sozialplans dank einer seit alters bestehenden Wohlfahrtsstiftung, das Aufheben der firmeneigenen Pensionskasse, die Suche nach Lösungen mit den Banken und mit dem Kader sowie die Kommunikation mit der Presse.
Lesen Sie weiter in WENN PAARE UNTERNEHMEN FÜHREN – in Handbuch von
Lianne Fravi und Bettina Plattner-Gerber