Porträt 6. Die Psychologieforscher: Prof. Dr. Terrie Moffitt und Prof. Dr. Avshalom Caspi

Porträt 6. Die Psychologieforscher: Prof. Dr. Terrie Moffitt und Prof. Dr. Avshalom Caspi

Über das Paar
Das Auftreten dieses Paares ist so, wie wenn Erde und Luft sich zusammentun. Temi sichtbar in sich ruhend; Avshalom mit einem jungenhaften Rossschwanz, gross und schlaksig, verbreitet eine leichte und luftige Atmosphäre. Diese Polarität im Habitus setzt sich im Interview fort, wo sich zwei Persönlichkeiten präsentieren, die sich auf fast unglaubliche Weise gegenseitig ergänzen. Das Paar strahlt Zufriedenheit aus und besitzt eine gute Portion Humor.

Über das Unternehmen
Temi und Avshalom sind ein Forschungstandem. Beide haben einen Lehrstuhl für Psychologie und Neurowissenschaften an derselben Universität inne. Gemeinsam stecken sie ihre ganze Energie und Leidenschaft in die Erforschung menschlicher Entwicklung und geistiger Gesundheit. Ihr Unternehmen ist ein grosser Forschungsapparat an der Duke University in Durham, North Carolina, USA wo sie erfolgreich grosse Forschungsprogramme leiten und in dieser Funktion auch regelmässig mit Sponsoren, Investoren und mit der Politik konfrontiert sind. Die herausragende Forschungsarbeit von Moffitt und Caspi wird immer wieder mit hochdotierten Auszeichnungen anerkannt.

Das Führungsduo im Fokus
Für Temi und Avshalom sind die gemeinsamen Werte wichtig. Sie vertrauen sich gegenseitig uneingeschränkt, sind im permanenten Gespräch miteinander, beratschlagen und kritisieren sich gegenseitig, immer im Wissen, dass der andere nicht als Rivale, Konkurrent oder Neider auftritt, sondern als liebevoller Partner, der um das Wohl des anderen besorgt ist. Sie sind ehrlich zueinander, machen sich gegenseitig nichts vor, sondern sprechen aus, was sie beschäftigt. Das befreit, setzt Potenzial frei und erleichtert Entscheidungen. Sie hängen an vertrauten Handlungen und Gewohnheiten, die sie als stärkend erleben: das Kaffeetrinken im Bett frühmorgens, der möglichst tägliche gemeinsame Spaziergang, bei dem das Gespräch fliesst, der Freitagabendbesuch in Avshaloms intellektuellem jüdischen Elternhaus oder der Wochenendbesuch bei Temis christlichen Eltern. Das alles sind liebgewonnene Rituale. Ebenso die jährliche Reise an einen neuen, unbekannten Ort.
Nachdem sie sich vor rund 25 Jahren an einer wissenschaftlichen Tagung kennengelernt hatten, begannen sie bald zusammenzuarbeiten, – in Forschungsprojekten, für Publikationen, im Labor, mit Studenten und mit anderen Wissenschaftlern. Mit ihrer je besonderen Art ergänzen sie sich gegenseitig bestens. Das führt oft zu dem unerwünschten Eindruck, dass beide hälftig zu einer Arbeit beitragen. Sie betonen aber, dass ihre gemeinsame Arbeit einen „added value“ erzeugt: für ihre Arbeitskollegen, für die Universitäten, wo sie tätig sind und in den Publikationen. Sie wehren sich dagegen, dass man sie auch in Budgetfragen oft nur wie zwei hälftige Arbeitskräfte behandeln will, nicht wie ein Tandem aus zwei hundertprozentig aktiven Protagonisten. „Wir sind ein Doppelpack, nicht zwei Hälften“, sagen sie.

Lesen Sie weiter in WENN PAARE UNTERNEHMEN FÜHREN – in Handbuch von
Lianne Fravi und Bettina Plattner-Gerber

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