Porträt 9. Die Architekten: Hiromi Hosoya und Markus Schaefer

Porträt 9. Die Architekten: Hiromi Hosoya und Markus Schaefer

Über das Paar
Hiromi und Markus haben sich eines Abends in den Design Studios an der Harvard University entdeckt. Das war 1995. Markus beschreibt diesen Moment als eine Art Offenbarung. Die beiden arbeiten seit 1996 zusammen. Das Paar hat einen Sohn (2001).

Über das Unternehmen
Hiromi und Markus haben nicht nur ein Architekturstudium, sondern auch ein Studium der Englischen Literatur beziehungsweise der Neurobiologie absolviert. Ihr Zugang zur Architektur zeichnet sich durch eine interdisziplinäre Arbeitsweise aus, die weniger von Formfindung handelt als von der Ergründung von Systemen. Nach leitenden Funktionen bei Toyo Ito & Associates und AMO Rotterdam gründeten sie 2003 ein eigenes Büro in Zürich. Hosoya Schaefer Architects AG ist ein Büro für Architektur, Strategie und Planung mit 13 Mitarbeitenden. Innovation ist die Kernkompetenz.

Das Führungsduo im Fokus
Markus will wissen, „wie die Welt funktioniert“, ist rational und linear, ein strukturierter Denker und Argumentierer, der typische „Westler“. Hiromi lockt ihn aus seinen Bahnen heraus, zwingt ihn, neue Sachen zu sehen und bekannte Sachen neu zu sehen. Er erklärt die Welt, sie sagt: „Halt, es könnte auch anders sein.“ Hiromi ist die Kreative, offen für alle neuen Strömungen, „cutting edge“. Während des Interviews sind sie einander liebevoll zugewandt und hören sich gegenseitig aufmerksam zu.
Die Kombination von Partnerschaft und Architektengemeinschaft hat Vor- und Nachteile. Architekten suchen die Perfektion ihrer Idee und sind grundsätzlich hart und kompromisslos. Sie suchen und leben ein klares Profil. Dies ist einfacher zu realisieren in einer Geschäftspartnerschaft, die nicht auch Liebesbeziehung ist, in welcher man bekanntermassen auch einlenken können muss. Und so ist es gerade die Profilfindung, die den beiden etwas Kopfzerbrechen bereitet: nicht das Profil als Paar, aber das Firmenprofil; eben weil sie so unterschiedlich sind.
Auch das Verbinden der beiden Prozesse Management und Kreativität ist eine grosse Herausforderung und so nimmt Markus unternehmerische Entscheidungen manchmal einfach selber in die Hand und treibt strategische Dinge vorwärts, während Hiromi in aller Ruhe auf den kreativen Prozess fokussiert. Obwohl er manchmal nicht sicher ist, ob Hiromi seinem Handeln zustimmen würde, so weiss er doch, dass sie die Entlastung schätzt und die Ruhe braucht, um ihren eigenen Arbeitsstil zu verfolgen und ihre Qualität zu erreichen.
Hiromi betont, dass für den kreativen Prozess Reibungen, Konflikte und Meinungsverschiedenheiten notwendig sind und dass man diese nicht vermeiden darf, auch wenn das schmerzhaft ist. „Wenn man verschieden denkt und die Sachen verschieden beschreibt, muss man streiten und diskutieren, um am Ende des Tages zu merken, dass man gar nicht so weit auseinanderliegt. Aber ohne über die unterschiedlichen Meinungen intensiv gestritten zu haben, kann man den nächsten Schritt nicht machen. Es gibt Paare, die nicht streiten und das mag schön aussehen. Aber es ist kein guter Weg.“

Lesen Sie weiter in WENN PAARE UNTERNEHMEN FÜHREN – in Handbuch von
Lianne Fravi und Bettina Plattner-Gerber

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